Wieder zog es mich für die geplante diesjährige Wanderung in den Jura. Obschon der Wetterbericht für den zweiten Tag etwas Zweifel aufkommen liess, den Anlass durchzuführen, entschloss ich mich doch dazu.
So traf man sich letztlich zu acht vollzählig in Neuchâtel, weil einzelne aus anderen Himmelsrichtungen anreisten. Hier ging es gleich aufs Postauto, das uns auf 1129 m nach La Tourne führte, wo wir um 10 Uhr unsere Tour starteten.
Der Himmel zeigte sich durchzogen, einzelne Wolkenfelder wechselten sich mit sonnigen Abschnitten ab. So marschierten wir über den Höhenweg, welcher sich in gemütlichen abwechslungsreichen Windungen durch den Wald zog. Zwischendurch gab es einige ausgesetzte Aussichtspunkte, welche den Blick auf den Neuenburgersee und das Val de Travers zuliessen.
Der Weg zog sich weitgehend der Krete entlang mit Blick auf die schroffen, bizarren Felsformationen des Jura, wunderschön. Dazwischen wohlriechend immer wieder Bärlauchfelder. Kontinuierlich den Blick auf unser Tagesziel, den imposanten Kessel des Creux du Van zulassend. Ein urgemütlicher Teil des Höhenweges, bis sich der Trail langsam gegen Noiraigue hinunter zog. Hier kehrten wir kurz für eine Erfrischung im Bahnhofbuffet ein.
Hier mussten wir die Schnürsenkel etwas fester zubinden, galt es doch jetzt, eine Höhe von ca. 650 m zu überwinden. Vorbei am geschlossenen Ferme la Robert, durch dichte Wälder, welche sich immer etwas mehr lichteten, der Weg sich in immer steinigeren und steileren Windungen emporschlängelte. So steil, dass einige Atempausen mehr eingeschaltet werden mussten. Aber den Kessel des Creux du Van immer wieder zur rechten in schöner Sichtweite erblickend, so, dass dies die Mühe entschädigte.
Nach 2,5 Stunden ab Noiraigue erreichten wir als Krönung des Tages das Plateau des Creux du Van. Ausserordentlich und beeindruckend diese Aussicht und immer wieder zogen ein paar Nebelfelder vorbei, welcher der ganzem Atmosphäre einen mystischen Eindruck verliehen. Und was äste da ganz friedlich, praktisch zu unseren Füssen? Eine kleine Gruppe von Steingeissen mit ihren Jungen. Nicht zu fassen, auf eine Distanz von ca. 7 Meter. Unsere Anwesenheit beeindruckte sie nicht im geringsten. So was hatten wir in freier Wildbahn noch nie gesehen. Dieser Anblick musste genossen werden.
Bei stärker aufziehenden Winden begaben wir uns schliesslich zu unserer Unterkunft „La Grand Vy“, wo wir unsere rustikalen schönen Zweiterzimmer bezogen. Bei langsam einbrechender Dunkelheit genossen wir gemeinsam am wärmenden Chemineeofen danach unser währschaftes Znacht.
Nach durchgeschlafener Nacht, ohne Schnarchgeräusche eines Nachbarn, ein erster Blick durchs Fenster. Das Wetter hatte sich gegenüber den Prognosen etwas verschoben. Anstatt wie ursprünglich „vorgesehen“ gegen Mittag regnete und windete es jetzt schon ordentlich. Doch für wie lange wohl noch? Nichtsdestotrotz genossen wir vorerst mal das feine, reichhaltige Frühstück. Aber was jetzt? Verkürzte Route heute oder den Tag mal einfach angehen? Für dieses Vorgehen entschieden wir uns, da es unterdessen nur leicht nieselte.
So zogen wir über nebelverhangene Weiden, welche sich mit Tannenwäldern abwechselten. Aber der Nebel liess immer noch eine gute Sicht zu. Zwischendurch gab es sogar einige sonnige Abschnitte, welche uns jedoch trotzdem veranlassten, die Poeta-Raisse-Schlucht auszulassen und die Umgehungsvariante nach Couvet anzugehen. Beim Restaurant Les Rochats, das ebenfalls geschlossen war, machten wir bei wieder stärker werdendem Regen eine Mittagsrast.
Beim Durchqueren das Waldes stiessen wir auf eine mächtige Doline, welche grossräumig mit den typischen Juramauern abgegrenzt und ummauert war. Mehrere Meter im Grund der Senke waren die schrecklichen Eingänge in die Gewölbe erahnbar. Sehr eindrucksvoll im Umfeld des nebelverhangenen Waldes.
Man hätte auf diesem Routen-Abschnitt meinen können, der Wanderweg zöge sich von Bauernhof zu Bauernhof…
Am Weg dann plötzlich eine kleine Kuhherde, aber oha lätz, da ist ja noch ein Muni drin. Mit leichtem „Seitenblick“, den Muni im Auge, beschleunigten wir den Schritt doch etwas…
In Couvet, nach einem gemütlichen Marschtag angekommen, hatten wir noch ausreichend Zeit und deckten uns mit lokalen Spezialitäten ein, wie z.B. Absinth und Damassin….
Somit beendeten wir hier unsere Tour und entledigten uns im Zug dann unserer Regenkleider.
Es war eine anstrengende, eindrückliche Wanderung mit allen Elementen des Wetters.
Teilnehmende: Hans Huwiler, Margreth Rufibach, Margreth Wieland und Birgit, Franco Caroselli, Ursula Burch, Marco und Gertrud
Bericht: Gertrud und Marco Darioli
Foto: Margreth Wieland