In aller Früh brachen wir 11 Teilnehmer (5 von diesseits, 6 von jenseits des Brünigs bzw. umgekehrt) und unsere beiden Führer Koni und Sandro auf, um die Tourenwoche im Sport Cafe in Ernen zu eröffnen. Für uns, die sich für den Autozug durch den Lötschberg entschieden hatten, wäre die Woche fast zu Ende gegangen, bevor sie richtig angefangen hätte. Erst kurz bevor der Autozug mit der gesamten Ladung wieder nach Kandersteg zurückgefahren wäre, wurden wir in Goppenstein vom Zug gelassen. Klimakleber? Warnstreik der Lötschentaler Bahnarbeiter? Oder nur eine leere Autobatterie?
Der Grund für das lange Warten auf dem stillstehenden Autozug blieb unklar. Durch den legendären Tunnel, der Binn der Welt erschloss, gings weiter. In Binn war aber noch lange nicht Schluss. Weiter gings mit dem Auto bis Fäld und noch viel weiter ging es mit den Tourenskiern bis zur Mittlenberghütte auf rund 2300 Meter. Sie sollte unserer Basis für die nächsten paar Tage sein. Die Hütte liegt zuhinterst im Binntal auf einem Felssporn hoch über der unbewarteten Binntalhütte. Mit zugehörigem Bunker wurde sie vom Bund für militärische Zwecke gebaut. In dem Rahmen hat sie bestimmt ausgezeichnete Dienste geleistet. Nun ist sie in privater Hand, ist oft bewartet und bietet 22 Plätze. Sie wurde übrigens im Rahmen der Hüttengeschichten auf SRF portraitiert. Empfangen wurden wir von Caroline, der Hüttenfee und -seele. Nach ein paar klaren Durchsagen realisierten wir schnell, dass Caroline die Hütte trotz Wasser- und Stromknappheit und leichtem Legebatterien-Groove zur absoluten Wohlfühl-Oase verzaubern kann, was wir dann auch bis zum letzten Tag sehr genossen. Wer noch nicht genug vom Aufstieg hatte, zog nach einem kurzen Halt weiter auf den Mittlenberg. Von hier hatte man einen top Überblick übers ganze Gebiet und die bevorstehenden Touren.
Treu nach der Fabel von der Schildkröte und dem Hasen machten wir uns am nächsten Tag im steten Expeditionstrott auf den Weg zum Hohsandhorn. Der Mittlenbergpass ist zum aufgesteilten Durchschlupf geworden, von wo es nicht mehr weit zum Gipfel war. Wer jetzt meinte, es würde nun auf der Normalroute wieder zurück zur Hütte gehen, lag falsch. Konis Leidenschaft für knackige Skiabfahrten liess uns steil Richtung Südosten nach Italien abfahren. Wer im Aufstieg allenfalls Schildkröte zu sein schien, entwickelte in diesen rassigen Abfahrten unheimlichen Zug und Eleganz! Unsere Schneeschmecker sorgten zudem, wie auch an den übrigen Tagen, zuverlässig für optimalen Pulver, Firn oder Sulz. So gab der nicht enden wollende Wiederaufstieg zum Blinnenjoch zu keinen Diskussionen Anlass, sondern höchstens zu leichtem Vor-Sich-Hin-Leiden. Auf der anderen Seite des Jochs erwartete uns wieder eine geniale Abfahrt von fast 1000 Höhenmetern über steile Flanken, Rücken und Gräben.
Das Wetter machte an all den Tagen die Tenuewahl einfach. Bei klarem Himmel und steter, zügiger Bise hiess es immer alles anbehalten und, wenns bei den Pausen kalt wurde, noch mehr anziehen. So war es auch am dritten Tag, als wir übers Hohsandjoch wieder nach Italien hinüberwechselten und «von hinten» aufs Ofenhorn aufstiegen. Auch hier wurden für die Abfahrt nicht enden wollende Pulverhänge aufgespürt, was die Mühen des Aufstiegs schnell vergessen liess. Allein vereinzelt auftauchende Steine vermochten dabei die rassige Fahrt von Einzelnen von uns zu stoppen.
Nach einem wiederum super reichhaltigen Frühstück pünktlich um 6 Uhr (an Caroline ein riesiger Dank von uns allen für die schöne Zeit auf der Hütte!) wurden die Rucksäcke gepackt und die letzte Tour in Angriff genommen. Über griffigen Firn ging es steil runter fast bis zur Binntalhütte und dann zuerst über den Passo di Valdeserta kurz nach Italien. Von hier über den Mittelbergpass (der andere war der Mittlenbergpass gewesen…) an den Fuss des Gross Schinhorn. Dessen Gipfel konnten wir dann zu Fuss erklimmen. Auch hier war es Ehrensache für unsere beiden Führer, der Gruppe für die Abfahrt knackige Hänge mit bestem Schnee zu bieten. Dies gelang absolut inklusive einer abenteuerlichen Waldabfahrt, wo Skifahren der anderen Art gefragt war. Kurz vor 13 Uhr fuhr unsere Gruppe zufrieden und unversehrt in Fäld ein und liess die gemeinsamen Tage bei Kaffee und Kuchen in Ernen ausklingen.
Ein grosser Dank an Koni Rösti als Führer, Sandro Graf als Aspirant und Margret Wieland, die die ganze Tourenwoche organisiert hat.
Teilnehmende: Werner Vogler, Peter Ming, Niklaus Meerstetter, Luzia von Ah, Irene Beck, Margret Werren, Annette Oester, Monika von Bergen, Martin Amgarten, Andi Widmer (Bericht), Viktor Bachmann, Sandro Graf (Aspirant), Koni Rösti (Bergführer)