1. Tag: Monte Generoso – wenn ich diesen Namen höre, denke ich zuerst an das blau-rote Bähnli und die aussergewöhnliche Architektur des neuen Restaurants auf dem Gipfel (Neueröffnung April 2017).

Dass dieser Berg und seine Umgebung aber weit mehr zu bieten haben, zeigt der folgende Bericht.

Am Montagmorgen sind wir fünf SACler  mit Francos PW zügig unterwegs Richtung Süden. Nach einer angenehmen Fahrt erreichen wir Mendrisio. Hier wird das Auto abgestellt und weiter gehts mit dem ÖV. Das Postauto bringt uns bis Castel San Pietro. Hier steigen wir um in ein kleineres Post-Büssli. Schon bald muss der Chauffeur sein ganzes Können beweisen. Die Strasse wird immer schmaler, steiler und die Kurven sind wahre Spitzkehren. Wir Passagiere können die Aussicht bestaunen. Der Fahrer steuert unser Büssli souverän bis Scudellate im Valle Muggio. Auch hier scheint strahlend die Sonne vom wolkenlosen Himmel, wie schon seit unserer Abfahrt zu Hause.

Scudellate ist direkt an einen steilen Hang gebaut. So können wir während unserem Picknick die Aussicht über bewaldete Berge und Täler geniessen. Frisch gestärkt machen wir uns nun auf den Weg. 

Der angenehme Wanderweg führt in stetigem Auf und Ab über Hügel und durch Wälder. Wenn die Sicht frei ist, sehen wir an den umliegenden Bergen weit entfernt kleine Dörfchen. Sie scheinen wie angeklebt an die Hänge. Manchmal flitzen Eidechsen vor oder neben unseren Füssen vorbei. Auch sie geniessen die warme Sonne.

Nach cirka 1½ Stunden erreichen wir Erbonne im Valle Intelvi, Italien. Ein paar Steinhäuser, eine Kirche und ein grosser Dorfbrunnen, mehr steht da nicht. Fast wie ausgestorben, kein Mensch sichtbar. Aber das Dörfchen sieht sehr sauber und gepflegt aus. Nach einer kurzen Trinkpause wandern wir weiter. Nach einer weiteren halben Stunde erreichen wir die «Baita di Orimento», unsere Herberge für diese Nacht. Hier deponieren wir allen unnötigen Inhalt unserer Rucksäcke in die vorbereiteten Zimmer und geniessen vor dem Haus einen süffigen Weisswein zum Apéro. Eine lange Pause gibts aber nicht. Auf gehts mit leichtem Gepäck auf die geplante Rundwanderung. 

Auf der ungefähr dreistündigen Tour entwickeln wir uns zu "Grenzgängern". Mal sind wir auf italienischem, mal auf Schweizer Boden. Die zahlreichen Grenzsteine zeigen uns an, in welchem Land wir uns aktuell befinden.

Die Landschaft hier ist einzigartig, unterschiedlich und wunderbar. Unsere Blicke schweifen zum Lago di Lugano und zum Lago di Como, weit unten im Tal. In der Ferne erblicken wir viele bekannte und unbekannte Berggipfel. Der Weg führt um Hügel herum mit noch grünem Gras, dann wieder über eine Erhebung mit ganz langen, gelben Halmen. Der Kontrast und die verschiedenen Farben geben ein wunderschönes Bild. Die absolute Ruhe und Stille hier oben ist unglaublich. Angekommen auf dem Pizzo della Croce (1491 m) bietet sich uns ein eindrückliches Panorama. Zeit für eine Pause und ein Gruppenfoto! Anschliessend gehen wir weiter, ein Stück abwärts und auf einem anderen Weg unserer Unterkunft entgegen. Die Landschaft hat sich wieder verändert. Wir passieren Alp-Gelände. Einige Kühe und Kälber haben sich in Baumgruppen zurückgezogen. Dann stehen wir vor einem riesigen, allein stehenden Baum. Eingemeisselt auf einem Stein daneben steht, dass dieser Baum über 860 Jahre alt ist!

Plötzlich erblickt Margreth, unsere Pilzkennerin, mehrere grosse Exemplare von Schirmlingen. Sie erklärt, dass dies feine Speisepilze seien und gebraten sehr gut schmecken. Auch prächtige Fliegenpilze mit leuchtenden roten Hüten und weissen Tupfen sind sichtbar. 

Bald sind wir zurück in unserer Baita. Zum Abendessen werden wir in der gemütlichen Stube von einem knisternden Chemineefeuer erwartet. Das köstliche italienische Nachtessen, bestehend aus Pasta, Polenta und Braten mundet uns allen vorzüglich. Als Zugabe serviert uns der Signore noch einen Teller mit gebratenen Schirmlingen zum Probieren. Diese seien ihm heute gebracht worden. So ein Zufall!!!

2. Tag: Der erste Blick aus dem Fenster heute Morgen ist etwas enttäuschend. Zum Glück haben wir gestern die Aussicht ausgiebig genossen. Heute präsentiert sich die Welt um uns herum vorwiegend weiss und grau – Nebel!

Trotzdem marschieren wir nach dem Frühstück gut gelaunt los. Wieder ist der Weg sehr angenehm zu gehen. Auf und ab über Weiden, kleine oder auch etwas höhere Hügel und durch lichten Wald. Ganz so schlimm wie befürchtet ist der Nebel nicht. Wir stecken ja nicht mitten drin, sondern eher drunter. Ganz unerwartet löst er sich zwischendurch für ein paar Sekunden auf und gibt den Blick frei auf ein paar ferne Bergspitzen.

Heute streben wir vor allem zwei Zielen entgegen. Nämlich dem Monte Generoso Vetta und dem Monte Settentrionale. Beide erreichen wir ohne Probleme. Und oben gibts den obligaten "Gipfeltrunk" von Margreth. Der darf nicht fehlen – danke bestens.

Jetzt gehts gestärkt weiter Richtung Bergstation Monte Generoso. Wir nehmen aber noch nicht die Bahn, sondern wandern links vorbei bis Bellavista. Unterwegs durchqueren wir einen Kastanienwald. Viele stachelige Früchte sind schon von den Bäumen gefallen.  Ganz klar, dass wir einige mitnehmen. Von Bellavista bis San Nicolao benutzen wir doch noch die Bahn – Zeitersparnis.

Ab San Nicolao machen wir uns wieder auf die Wandersocken. Je weiter abwärts wir kommen, desto mehr ist die südliche Wärme spürbar. Auch der Nebel ist verschwunden. Nach einer Weile machen wir einen kurzen Zwischenhalt in einem Grotto. Hier gönnen  wir uns ein Gelati, einen Espresso oder ein Glas Wein – je nach Belieben. Die Bushaltestelle in Somazzo ist nicht mehr weit entfernt. Von hier bringt uns das Postauto zurück nach Mendrisio.

Franco kann sich noch nicht ausruhen. Er muss sich hinters Steuer setzen und uns heimfahren. Wir anderen können uns entspannt zurücklehnen. 

In Erinnerung bleiben zwei wunderschöne Tage in der Tessiner Bergwelt. Ein herzliches Dankeschön geht an Franco für die Organisation. 

Tourenleiter: Franco Caroselli

Teilnehmende: Margrith Bolliger, Margreth Wieland, Hans Huwyler, Ursula Burch (Bericht)

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